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Lasst uns ein Apfel-Tasting machen! Mit verschiedenen Äpfel, die wir verkosten, und einem „Cupping“-Bogen auf dem wir unsere Eindrücke festhalten! 

Klingt einfach? Dachten wir auch ein bißchen. Doch dann haben wir uns einen spontanen Cupping-Bogen erstellt und gemerkt, dass Äpfel und Kaffee etwas unterschiedlich sind. 

Worauf es also genau ankommt, welche Apfelsorten wir verwendet haben und ob wir dir das auch empfehlen würden, liest du hier. 

Apfelgeschmack beschreiben, ohne das Wort „apfelig“ zu verwenden

Die Idee, ein Apfel-Tasting durchzuführen, ging uns schon länger im Kopf rum. Als Leser unseres Newsletters weißt du, dass es im Herbst letzten Jahres schon mal daran gedacht haben. Im Dezember 2021 war es dann auch soweit. Und wir gestehen: Es war unser erstes Apfel-Tasting jemals!

Ausgehend von unserem Kaffee-Verkostungsbogen haben wir den Bogen für das Apfel-Tasting erstellt. Wir wollen sehen, ob wir ähnliche Eigenschaften beim Apfel bewerten können. Unsere intuitiv und spontan erstellten Kategorien sind: Aroma, Flavor, Süße, Säure, Textur, Kaugefühl, Nachgeschmack, Insgesamt. Ob diese Kategorien sinnvoll sind, erfährst du weiter unten.

Anstelle einer Skala, notieren wir nur unsere Eindrücke in das jeweilige Feld. Wir würden uns sonst vorher mit einem Apfel kalibrieren, damit wir uns auf die gleichen Qualitäten und Intensitäten einigen. Diesen Schritt lassen wir mal aus. 

Insgesamt verkosten wir sieben Äpfel. Wir brauchen etwas über eine halbe Stunde, Äpfel kaufen, waschen, schneiden nicht eingerechnet.

Diese eine Eigenschaft zu bewerten, kann frustrierend sein

In der anschließenden Diskussion bemerken wir, dass die Eigenschaft Aroma als Kategorie sinnfrei ist. Ein Apfelschnitz riecht nicht sonderlich intensiv. Hier einen Eindruck zu vermerken, ist schwer und frustrierend. Die Kategorie würden wir beim nächsten Tasting weglassen.

Beim Flavor ist es schon unterhaltsamer: Wir kommen auf Begriffe wie „Birne“, „Grapefruit“ oder auch „Litschi“. Es ist eine ganz eigene Aufgabe, Apfel-Flavor zu beschreiben, und nicht Wörter wie „apfelig“ oder „schmeckt halt wie ein Apfel“ zu verwenden. Nach der Verkostung sollen wir feststellen, dass es ein Apfel-Aroma-Rad gibt und dass ein Apfel durchaus Noten von Birne oder sogar Johannisbeere mitbringen kann. 

Ebenfalls unterhaltsam und sehr erkenntnisreich sind die Eigenschaften Süße und Säure, sowie Textur und Kaugefühl.

Vom Kaffee wissen wir, dass zwischen Süße und Säure eine Balance besteht, sonst wirkt der Kaffee „unrund“. Auch beim Apfel können wir das Zusammenspiel zwischen Süße und Säure gut wahrnehmen und auch benennen. Also, ob ein Apfel mehr Säure oder mehr Süße mitbringt, oder in welche Richtung er ausschlägt. 

Welche Begriffe fallen dir für die Textur eines Apfels ein?

Textur und Kaugefühl spielen beim Apfel essen eine große Rolle. Das stellen wir zumindest in der Diskussion hinterher fest. Von uns mag zum Beispiel keiner mehlige Äpfel, zumindest nicht zum puren Genuss. Begriffe, die uns einfallen sind „fest“, „mehlig“, „saftig“, „spröde“, „mürbe“. Sehr spannend war auch die Wahrnehmung, dass sich die Textur mit dem Kauen auch verändern kann. Was bedeutet das? Ein Apfel bringt zunächst eine knackige und erfrischende Textur mit, doch nach kurzem Kauen wird er mehlig und mürbe. Das hatten wir nur bei einem der sieben Äpfel festgestellt. 

Den Nachgeschmack haben wir ähnlich wie beim Kaffee beschrieben: „kurz“, „lang süss“, „kurz bis mittel“, „säuerlich“. 

Fehlaromen gibt es auch beim Apfel stellten wir außerdem fest. Denn einer der sieben Äpfel hatte eine prickelnde Säure, fast schon gärig, alkoholisch oder „drüber“. Obwohl alle Äpfel von außen in Ordnung waren und keine erkennbaren „Defekte“ hatten. 

In der Kategorie „Insgesamt“ haben wir unser Urteil beschrieben, oder worfür wir den Apfel verwenden würden, zum Beispiel für einen Apfelkuchen oder zum puren Genuss. Es kommt heraus, dass die meisten Äpfel in unserer Stichprobe eher für Apfelkuchen sind, als zum so essen.

Der Apfel schmeckt anders als der andere. Aber „wie“ anders?

Das Apfel-Tasting war eine sehr gute Übung, um unsere Wahrnehmung von Flavor, Süße, Säure und Textur zu trainieren. Welches Vokabular finden wir, um verschiedene Äpfel zu beschreiben, die definitv anders schmecken, aber wie genau anders? 

Es ist eine sehr gute Übung, um unsere Sinne zu trainieren und zu sensibilisieren. Zudem ist der Apfel, oder besser die Apfelsäure, ein treuer Gast in unseren Kaffees. Und wie können wir das fast besser üben als mit Äpfeln selbst? 

Im Nachgang zu unserem Apfel-Tasting fanden wir noch ein Apfel-Aroma-Rad. Ob wir uns die Verkostung damit hätten einfacher gemacht? Tja, wer weiß es.

Als tägliche Apfelesser haben wir nur fast „unseren“ Apfel wieder erkannt. Bevorzugt gibt es bei uns die Sorte „Braeburn“, heimisch, doch bei diesem Tasting lag die Sorte „Topaz“ gleichauf in unserer Gunst. Das ist ein bißchen so, als wollte man den eigenen Kaffee aus einer willkürlichen Reihnung verschiedener Kaffees in einem Blind-Cupping herauszufinden. 

Diese Apfel-Übung begeistert nicht nur Kaffee-Profis und Erwachsene

Schönes wußte unser GREY-Nachbar Tim zu berichten: Erst letzte Woche hatte er mit seinen Kindern und Nachbarskindern auch eine Apfel-Verkostung gemacht. Ebenfalls mit verschiedenen Eigenschaften, die es zu beschreiben galt. Er begeisterte sich direkt für unser gerade beendetes Apfel-Tasting und naschte freudig von den verschiedenen Äpfeln. 

3 Tipps für dein Apfel-Tasting

Hier kommen drei Tipps für ein unterhaltsames und erkenntnisreiches Tasting:

  • Äpfel vom Markt sind häufig aromatischer als jene aus dem Supermarkt. Was für dich besser zu erreichen ist.
  • Nach dem Anschneiden zügig beginnen, denn die enzymatische Bräunungsreaktion wartet nicht auf uns, sondern bräungt den Apfel direkt 
  • Manchmal kann ein Apfel-Aroma-Rad eine gute Inspiration auf der Suche nach Begriffen sein. Wir haben dieses gefunden. Überlege selbst, ob du es erstmal ohne versuchst oder es dir direkt daneben legst.

Unser Tasting in Zahlen auf einen Blick

Anzahl Äpfel7
Dauer der Verkostung30-40 Minuten (ohne Einkaufen, Waschen, Schneiden)
Verwendete Kategorien zur VerkostungAroma, Flavor, Süße, Säure, Textur, Kaugefühl, Nachgeschmack, Insgesamt
Apfel-ArtenBerlebsch, Holsteiner Cox, Topaz, Braeburn, Rubinette, Wellant, Sapora
EinkaufsortMarkt
EquipmentCuppingschalen, etwas zu Abdecken der Apfelschnitze/-stücke, Papier, Stift

Für die Reste gab es nur eine sinnvolle Verwendung

Haben wir alle Äpfel aufgegessen? Nein, haben wir nicht geschafft. Was mit den Resten geschehen ist? Wisst ihr, wir haben da ein wirklich leckeres Rezept für einen köstlichen Apfelkuchen 🙂

Uns hat das Tasting so gut gefallen, dass wir es in unseren Kurs „Coffee Sensory Master“ aufnehmen.
Wir empfehlen diese kleine aber feine Übung uneingeschränkt.

Hast du schon mal ein Apfel-Tasting durchgeführt? Was sind deine Erfahrungen?